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Nachruf auf Erich Fritz, alt Gemeindeschreiber Wila

Bis Ende dieses Sommers gehörte Erich Fritz zu den Menschen in unserem Dorf, denen man oft begegnen konnte, sei es auf seinem zwanzigjährigen E-Bike, sei es an einem Anlass. Der Duft seiner Tabakpfeife wird allen, die ihn kannten und ihm den Namen «Pfiiffe-Fritz» einbrachte, unvergessen bleiben. Schon als Velofahren nicht im Trend war, traf man ihn immer auf dem Rad an, meist mit seinem kleinen Hund als Begleiter im Gepäckkorb.

Erich Fritz war sehr mit Wila verbunden und prägte die Gemeinde während vieler Jahre als Gemeindeschreiber mit. 1963 hatte ihn der damalige Gemeindepräsident nach Wila gelockt, mit dem Versprechen, bald stünde ein neues Gemeindehaus mit grosszügiger Wohnung zur Verfügung. So nahm Erich Fritz die Stelle an und zog mit seiner sechsköpfigen Familie ins Tösstal.

Erich Fritz wuchs in Dickbuch auf und absolvierte in Elgg eine Notariatslehre. Anschliessend arbeitete er in verschiedenen Gemeinden. «Eigentlich war ich nicht der Schreibertyp. Rechnungswesen und Steueramt waren mein Stammgebiet.» bemerkte Erich Fritz in einem Interview, das 2016 im Zusammenhang mit einer Ausstellung im Ortsmuseum gemacht wurde. Am Anfang führte Erich Fritz die ganze Gemeindekanzlei im Einmann-Betrieb von den Finanzen und Steuern über das Vormundschaftswesen und Bauamt bis zum Zivilstandsamt. «Zivilstandsbeamter, das war mein Hobby. Ich führte etwa 350 Trauungen durch und verheiratete das halbe Dorf!» Weniger schön, dafür umso belastender war oft die Arbeit in der Vormundschaftsbehörde. Erich Fritz setzte sich im Hintergrund mit Herzblut und mit viel Einfühlungsvermögen für die Schwierigkeiten der einfachen und bedürftigen Menschen im Dorf ein. Er war auch lange Jahre im Vorstand des Krankenpflegevereins und machte dessen Rechnung ohne Entschädigung bis zur Auflösung des Vereins und dem Start der Spitex. 1997 ging Erich Fritz nach 34 Jahren als Gemeindeschreiber von Wila etwas vorzeitig in Pension und amtete stundenweise noch einige Zeit als Zivilstandsbeamter einer kleinen Gemeinde.

Erich Fritz erlebte noch, dass in der Teigwarenfabrik Hotz die Spaghetti von Hand in einem Trocknungsraum aufgehängt wurden – neben nassen Militärkleidern bei Einquartierungen. Diese Fabrik ermöglichte es ihm, das Fischen zum Hobby zu machen: Von den Besitzern der Firma erhielt er seine erste Fischereikarte. So wurde der Nudli-Weiher zu seinem Refugium und blieb sein Lieblingsort auch im hohen Alter. Die Natur bedeutete ihm aber auch sonst viel! Als Mitglied des Naturschutzvereins Turbenthal-Wila legte er bei den legendären Ried- und Trockenwiesen-Herbstarbeiten auch selbst Hand an. Er war mit seiner Sense an den steilsten Hängen mit dabei und konnte mähen wie kein zweiter. Mit seinem Tod verliert Wila ein engagiertes, prägendes und treues Gemeindeglied.

Silvia Bosshard, Mitglied der Ortsmuseumskommission Wila